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Winterwanderung 2019

Die Trierer Kurfürsten sorgten im 17. Jahrhundert für fließendes Wasser in Kärlich

Kolpinger wanderten auf den Spuren der historischen Wasserversorgung und informierten sich anschließend über Päpste und Könige im mittelalterlichen Italien

Die Lützelbachquelle in der Kärlicher Gemarkung „Heuwagen“ sprudelte schon im 17. Jahrhundert reichlich durch den kurfürstlichen Garten. Auf akkuraten Plänen des „Heuwagens“ ist das im Stadtmuseum nachweisbar. Von dort verlegten die kurfürstlichen Architekten über die Kärlicher Waldstraße für den Transport des Wassers Tonrohre, die bei Erdarbeiten gefunden wurden. Auf der Höhe des Kärlicher „Nippes“ zweigte die Hauptleitung in eine kurfürstliche Brunnenstube in der Kirchstraße 28, direkt gegenüber der Kärlicher Kirche. Aus Urkunden ist ersichtlich, dass die Kärlicher Kirche im Jahre 1706 dem Kurfürsten einen Platz zum Ausbau einer Brunnenstube im Tausch gegen einen Wingert auf der Horrigsgasse überlässt. Von der Brunnenstube überquerte die Wasserleitung die Straße vor der Kirche. Bei Straßenbauarbeiten im Jahre 2005 wurde ein ummauerter Schacht von 1,30 m hoch und 0,80 m breit entdeckt, durch den Wasserrohre das kurfürstliche Schloss und die Brunnen in den kurfürstlichen Gärten versorgte. Von einem derartigen Brunnen konnten sich die Wanderer im Hofe der Lukasmühle überzeugen. In den Genuss dieses Wassers kam also nur die kurfürstliche Verwaltung, während sich die Bewohner aus Kärlich aus eigenen Brunnen oder anderen Wasserquellen versorgten. In der nachkurfürstlichen Zeit versteigerten die Franzosen die kurfürstlichen Besitzungen und auch die Brunnenstube. Das Wasser der Lützelbachquelle wurde dann auch für die Versorgung der Bevölkerung aus großen Wasserbecken genutzt.
Erst 1894/95 wurde in Kärlich ein Wasserleitungsnetz mit Anschluss an die meisten Häuser verlegt. 1954 baute die Gemeinde Kärlich ein eigenes „Wasserwerk“, in dem sich die Teilnehmer von der funktionierenden Lützelbachquelle, von der seit einigen Jahren auch der Brunnen auf dem Mülheimer Kolpingplatz gespeist wird, überzeugen konnten. Auch eine Wasserstelle des Kärlicher Gartenbauvereins ist heute an dieser Wasserleitung angeschlossen. Das Wasser aus dieser Quelle war kostenlos und qualitativ gut. Aber oft, vor allem an Samstagen, wenn Großreinetag war, reichte es nicht. Betroffen waren die Bewohner des Oberdorfes. Ein Zeitzeuge meinte: „Während man im Unterdorf das Auto waschen konnte, reichte es auf dem Nippes nicht zum Baden“. Optimierung war also angesagt, mit der sich der Kärlicher Gemeinderat am 5. Februar 1963, also vor exakt 56 Jahren beschäftigte. Reformer wollten eine Wasserversorgung auf Verbandsgemeindeebene, Konservative schworen auf die gute Kärlicher Wasserqualität und das preiswertere Wasser aus dem eigenen Wasserwerk. Die Reformer setzten sich durch. Doch plötzlich, so Zeitzeugen, gingen im Sitzungsraum mit 100 Zuhörern die Lichter aus und Briketts flogen durch die Luft. Die Rhein-Zeitung schrieb am 9./10. 2. 1963 „In Kärlich stand das Barometer auf Sturm“.
 Ein Zusammenschluss auf Verbandsgemeindeebene war nicht aufzuhalten. Auch ein Hochbehälter mit Pumpwerk des aktuellen Wasserwerkes auf dem Stationsweg in Richtung Kärlicher Tongrube konnte durch sachkundige Informationen eines Mitarbeiters im Rahmen dieser Kolping-Winterwanderung vorgestellt werden.
 
Beim gemütlichen Beisammensein in größerer Runde im Pfarrheim informierte eine wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Trier über ihre interessante mittelalterliche Forschungsarbeit aus Italien.
  
Oswald Senner
Impressionen von der
Winter-wanderung 2019
am 27. Januar

Fotos: Günther Mallmann
24.11.2024
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